Balingen

Mit der „Feenrakete“ fliegt die Angst weg

Gert Ungureanu 30.11.2018 – 19:42 Uhr

„Es geht aufwärts“: Thomas Dietz zeigt den Trick mit den Haargummis, die von unten nach oben wandern. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Logopäde und Zaubertherapeut Thomas Dietz verrät bei Veranstaltung am Zollernalb-Klinikum einige Geheimnisse

„Manchmal müsste man zaubern können“, meint manch ein Mediziner, der vor einem schwierigen Fall steht. Thomas Dietz kann es. Bei einer Fortbildungsveranstaltung am Zollern­alb-Klinikum hat er Ärzten und Pflegepersonal einige seiner Geheimnisse verraten.

Balingen. Eigentlich, das weiß man, lässt sich ein Zauberer nicht gerne in die Karten schauen. Zaubern lebt vom Geheimnis. Aber in diesem Fall ist es anders: Der Tübinger Logopäde und Systemische Therapeut vermittelt auf unterhaltsame Weise, dass die „Chemie“ zwischen ihm und den Zuhörern stimmt: Jeder soll sich eine Zahl zwischen eins und zehn „ganz genau ungefähr“ merken. Die mal neun nehmen, die Quersumme berechnen, fünf abziehen, und das Ergebnis (das in jedem Fall vier ist) auf die Buchstaben des Alphabets umrechnen: Ein Land, das mit diesem Buchstaben beginnt und nicht an die Schweiz grenzt, und eine Frucht soll man nennen. Und als dann alle aufstehen sollen, die an „Dänemark“ und „Dattel“ gedacht haben, ist das Eis gebrochen.

Spätestens als Thomas Dietz einen Teebeutel hervorholt und die Geschichte von den drei bösen Feen erzählt, die die „Rakete“ der guten Fee sabotieren, bis es kaum noch Hoffnung gibt, damit zu starten, und am Ende doch noch die „Feenrakete“ abheben lässt, ist klar: Zaubern ist nicht nur etwas für Kinder. „Gemeinsam“, sagt er, „sind wir wunderbar.“ Erklärt die suggestive Wirkung von rhythmischem Sprechen und fängt etwas von der fliegenden Asche ein, steckt es in ein Tütchen, streckt es den Zuhörern hin: „Eine Prise Feenpulver für das zauberhafte Kind…“ Zaubern, sagt er, „ist nicht ganz von dieser Welt“.

Zwischendurch erzählt er von den allgemeinen Zaubergrundlagen und dem „Yes-Set“, der positiven Sprachmanipulation, die es ermöglicht, auch Patienten, die keine Lust haben, mitzumachen: „Man stellt drei Fragen, auf die mit ›Ja‹ geantwortet werden muss. Manchmal sind es auch vier oder fünf.“ Danach seien die Chancen gut, dass der Patient auch das bejaht, was er ursprünglich abgelehnt habe. Ob das auch bei Demenz-Patienten funktioniere?, erkundigt sich eine Zuhörerin. Damit, sagt Thomas Dietz, habe er keine Erfahrungen. Aber einen Versuch sei es wert.

Mit dem „achtjährigen Jürgen“ aka Oberarzt Jürgen Reinhardt zeigt er das Kunststück mit zwei von unten nach oben wandernden Haargummis – dem „Mut-Fridolin“, der dem „Angst-Fridolin“ Auftrieb gibt und ihn mitnimmt: „Von nun an geht’s aufwärts“, sagt er. Das Prinzip der Hoffnung.

In einem Video demonstriert Dietz den Behandlungserfolg anhand einer jungen Patientin, die stotterte und kein Selbstbewusstsein besaß, als ihre Eltern mit ihr in die Praxis kamen. Und danach: ein selbstbewusstes Mädchen, das seine eigene Zauber-Show vor der Familie vorführt – und dabei gar nicht mehr stottert.

Mut machen, das Selbstbewusstsein stärken, Heilungskräfte aktivieren: Das ist es, was das therapeutische Zaubern bewirken soll. Nebenbei erzählt Dietz, wie er vor gut 20 Jahren die Zauberei und Hypnotherapie für sich entdeckt hat: Auf einer Tagung in Heidelberg, wo die Buchautorin sowie Zauber- und Hypnotherapeutin Annalisa Neumeyer ihre Arbeit und ihre Erfolge vorgestellt habe, sei er zu der Erkenntnis gekommen: „Das ist genial!“ Mittlerweile ist er selbst zertifizierter Zaubertherapeut und bildet seinerseits Zaubertherapeuten aus. Manches von dem, was er in seinem unterhaltsamen Vortrag vermittelt hat, nahmen die Klinik-Mitarbeiter am Ende mit.

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